Corporate Entrepreneurship

Jenseits der Startbahn: Die Strategie des Flughafens Kopenhagen für innovative Dienstleistungen

Copenhagen Airports A/S (CPH) steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Um seine Spitzenposition als führendes Drehkreuz in Nordeuropa zu behaupten, muss der Flughafen auf langfristige Herausforderungen reagieren und mutige, innovative Wege einschlagen. Text: Prof. Dr. Christoph Grimpe


Mehr als nur Fliegen

Der Rückgang der Einnahmen aus nicht-luftfahrtbezogenen Bereichen – etwa dem hauseigenen Einkaufszentrum – ist eine der größten Baustellen. Trotz der großen Zahl an Passagieren, die Zeit vor dem Abflug haben, um durch die Geschäfte zu schlendern und in Restaurants einzukehren, stagnieren die Umsätze. Immer weniger Passagiere nutzen das Einkaufszentrum des Flughafens. Besonders der Verkauf von Lebensmitteln und Getränken ist rückläufig. Das wiegt schwer, denn beeindruckende 80 % der Gesamteinnahmen von CPH resultieren aus genau diesem Segment. Es ist klar: Hier muss CPH kreative Lösungen finden, um das volle Potenzial dieser Einnahmequelle wiederzubeleben. Die zunehmende Beliebtheit von Online-Shopping, vor allem bei jüngeren Reisenden, stellt das klassische Flughafenerlebnis auf die Probe. Wer bequem per Smartphone einkauft, ist weniger geneigt, in den Geschäften vor Ort zu stöbern. CPH steht vor der Aufgabe, digitale Einzelhandelsstrategien geschickt ins Flughafenerlebnis zu integrieren und so die Passagiere wieder zum Shoppen vor Ort zu begeistern.

Vom Krisenmodus zur Erholung

Die COVID-19-Pandemie hat die Luftfahrtbranche wie kaum ein anderes Ereignis erschüttert. Der internationale Flugverkehr brach drastisch ein, und CPH sah sich der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gegenüber. Während sich der Betrieb langsam erholt, braucht es kluge Strategien, um das Vertrauen der Passagiere zurückzugewinnen und die Ausgaben in Schwung zu bringen. Der Wettbewerb unter Europas großen Flughäfen ist intensiv. Um Airlines und Routen anzuziehen, muss CPH kontinuierlich in seine Infrastruktur investieren. Ein Rückgang der nicht-luftfahrtbezogenen Einnahmen könnte jedoch diese wichtigen Investitionen gefährden – und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens.

Der Weg nach vorn: Innovation als Schlüssel zum Erfolg

CPH begegnet diesen Herausforderungen mit einem klaren Fokus auf Corporate Entrepreneurship. Durch die Ausrichtung auf das veränderte Kundenverhalten, die Entwicklung neuer Serviceangebote und den gezielten Einsatz digitaler Technologien will der Flughafen nicht nur die Auswirkungen der Pandemie hinter sich lassen, sondern auch langfristig in der Luftfahrtbranche glänzen. Die Zukunft von CPH liegt jenseits der Startbahn – in der Kunst, sich immer wieder neu zu erfinden. So hat der Flughafen in einem aufwändigen Strategieprozess zunächst 50 Innovationsideen generiert, die auf bestehenden bzw. neu zu erwerbenden Fähigkeiten basieren, und die das bestehende Geschäftsmodell stärken oder ein neues Geschäftsmodell erfordern. Drei Ideen wurden konkret umgesetzt: die Weiterentwicklung einer innovativen Software zum Flughafenmanagement, die an andere Flughäfen verkauft wird; ein Click-and-Collect-System für Einkäufe; sowie optimierte Passagierflüsse, die eine bessere Verteilung der Passagiere in der Shopping-Mall zum Ziel haben.

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Über den Autor

Prof. Dr. Christoph Grimpe ist Professor für Innovation und Entrepreneurship an der Copenhagen Business School (CBS), Dänemark, und Gastprofessor an der Universität Zürich. Nach Abschluss eines Studiums in Betriebswirtschaftslehre und in Politikwissenschaften promovierte er an der WHU – Otto Beisheim Hochschule – in Vallendar, Deutschland. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der betrieblichen Innovationsstrategien, Corporate Entrepreneurship sowie der strategischen Nutzung von Rechten an intellektuellem Eigentum. Seine Forschungsergebnisse wurden in wissenschaftlichen Zeitschriften wie dem Academy of Management Journal, Strategic Management Journal, Strategic Entrepreneurship Journal und Nature Biotechnology publiziert. Er ist als Gutachter und Berater tätig, unter anderem für die Expertenkommission Forschung und Innovation, die die deutsche Bundesregierung berät. Er ist Fellow der DRUID – Danish Research Unit on Industrial Dynamics – und Research Associate am Leibniz Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).


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Anil Özdemir

Business Administration: General Management & Zentrale Dienste

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